Geschichte des Hauses

Das Haus in der Großen Weinmeisterstraße 45 in Potsdam war von 1908 bis 1926 die Wirkungsstätte des Menschenrechtlers und Theologen Johannes Lepsius. Von hier aus verschickte Lepsius im Sommer 1916 mehr als 20.500 Exemplare seines Werkes »Bericht über die Lage des Armenischen Volkes in der Türkei« an die Abgeordneten des Reichstages und des württembergischen Landtages, an evangelische Pfarrhäuser in ganz Deutschland und an die Redaktionen der großen deutschen Tageszeitungen. Lepsius widersetzte sich damit der Reichsregierung, die es mit Rücksicht auf den Weltkriegsverbündeten Osmanisches Reich zur nationalen Pflicht erklärt hatte, einstweilen bis zum Ende des Weltkrieges über die Vernichtung der Armenier in der Türkei zu schweigen.

Wirkstätte von Johannes Lepsius

Wein vom Pfingstberg

Ursprünglich diente das jetztige Lepsiushaus Potsdam als Weinmeisterhaus für den Kammerdiener Friedrichs II., Johann Gottfried Zeising, der hier seit 1772 einen Weinberg von über 14 Morgen bewirtschaftete. Ältester Teil des Gebäudes ist ein tonnengewölbter Kellerraum. Etwa um 1800 entstanden erste Erweiterungen zu einem eingeschossigen Wohnhaus mit einem Krüppelwalmdach. Dieses ist heute noch im Kern erhalten. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Anbauten errichtet. Es folgten Umbauten und Abrisse der Nebengebäude. Das Wohnhaus wurde nun am Nordgiebel mit einem zweigeschossigen Anbau, einer Veranda und einer Pergola sowie reichem Fassadenschmuck versehen. Letzterer wurde in den 1930er Jahren teilweise wieder beseitigt.

Das Lepsiushaus Potsdam ist bildprägendes Element für das Parkensemble und Wohnquartier am Pfingstberg. Der Park an der Großen Weinmeisterstraße 41-45, 1872 angelegt von Gustav Meyer für den Bankier Henckel, ist einer der bedeutendsten gartenkünstlerischen Schöpfungen, mit denen das Bild der Potsdamer Parklandschaft in der Zeit nach Friedrich Wilhelm IV. und Peter Joseph Lenné weiter vervollständigt wurde.

Johann Gottfried Zeising bewirtschaftete seit 1772 einen Weinberg und das Weinmeisterhaus, das heutige Lepsiushaus.

Zeitungsreste als Makulatur, vor der Sanierung des Lepsiushauses

Sowjetischer Sperrbezirk

Das Haus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis Anfang der 1990er Jahre von der sowjetischen Armee als Militärkasse genutzt. Es ist jetzt Eigentum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Beim Auszug der Roten Armee befand sich das Gebäude in einem desolaten Zustand. Der Förderverein Lepsiushaus Potsdam e.V. konnte das Haus mit Fördermitteln der Bundesrepublik Deutschland, des Landes Brandenburg, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stadt Potsdam sowie mit privaten Spenden vor dem Verfall bewahren.

Das Gebäude ist jetzt denkmalgerecht saniert, der Grundriss des Hauses vor 1945 wurde wieder hergestellt und das Haus steht dem Förderverein Lepsiushaus Potsdam zur langfristigen Nutzung zur Verfügung.